Prolog
Zum besseren Verstehen dieses Buches, möchte ich im voraus nur erwähnen, dass ich dieses Manuskript begonnen habe zu schreiben, als ich 15 Jahre alt war. In der Zeit sind damals Kapitel eins bis drei entstanden. Die darauf folgenden wurden geschrieben, als ich in etwa zwanzig war. Ich habe mehrere Jahre daran gesessen und es eigentlich nur für mich geschrieben, weil ich meine Rechtschreibung verbessern wollte. Nachdem dann mehrere meiner Freunde und meine Eltern die ersten Seiten zu lesen bekamen, waren sie so begeistert, das ich von ihnen „genötigt“ wurde so schnell wie möglich weiter zu schreiben! Dadurch ist es mir dann gelungen, mit einem etwas gesteigerten Selbstbewusstsein, diesen Roman zur Vollendung zu bringen. Ich bitte daher um Verständnis, das die ersten Kapitel vom Stil und der Länge vom Rest variieren, da ich für mich beschlossen habe, jene Kapitel nicht zu überarbeiten, um die Entwicklung meiner Schreibart sichtbar zu belassen.
Ich möchte allerdings erwähnen, dass kein einziger Charakter der hier erwähnt wird, irgendwelche autobiographische Züge hat. Weder mit irgendjemanden aus meinem Bekanntenkreis, noch mit mir selber.
Einleitung
Hallo! Ich bin Armand de Courdeaux. Meine stechenden grünen Augen und mein langes braunes Haar verstärken die Wirkung meiner bleichen Haut. Ich bin ca. 1,80 m groß und wiege knapp 71Kg, man könnte sagen, dass ich für „meine“ Zeit sehr groß und schlank bin. Nachdem ich jetzt etwas von mir erzählt habe, möchte ich Ihnen etwas über dieses Buch verraten. Es handelt von meinem Leben. Eventuell klingt das für Sie langweilig und schnulzig, aber lassen Sie mich das erklären.
Ich bin ein Vampir! Seit ungefähr 400Jahren geistere ich schon in der Welt der Sterblichen herum. Ich bin sicher Sie glauben mir kein Wort, aber deshalb habe ich dieses Buch geschrieben. - Ich versuche, Ihnen die Welt der „Untoten“ etwas näher zu bringen. Dieses Buch handelt von meinen Gefährten und wie wir die Jahrhunderte überstanden haben. Aber ich rede zuviel, am besten Sie blättern um und beginnen, das erste Kapitel zu lesen. Also wir hören voneinander.
Kapitel I
Der Anfang
Am 11.Juni im Jahre 1581 bin ich um ca. 6.00Uhr in der Früh geboren. Aufgewachsen in einem kleinen Dorf, einige Kilometer vom jetzigen Marseille entfernt. Mit Louis, Pierre und Perrine, meinen jüngeren Geschwistern, war ich der „Mann“ in unserer Truppe. Ich zählte gerade erst zehn Jahre und wusste nicht, wer unsere Eltern erstochen hatte und in unser Land einmarschiert war. Durch Arbeiten und Diskretion sicherten wir uns unser Überleben. 1592 wurde wieder ein Angriff auf unsere Gegend verübt. Starke Kämpfe erschütterten die Mutter Erde. Anfang September griffen die Unbekannten unser Haus an, sie plünderten es aus und durch meine Unvorsichtigkeit wurde auch noch Perrine von ihnen vergewaltigt und anschließend durch ein spanisches Schwert eines großen finsteren Kriegers hingerichtet. Meine Qual war unermesslich. Sie war gerade erst acht Jahre alt; dass ich vorher ein mehr oder weniger munterer, lebensfreudiger und optimistischer Junge war, konnte man jetzt nicht mehr im geringsten ahnen. Ich versank in Selbstmitleid. Meine Brüder versuchten alles, um mich wieder auf die Beine zu bringen, doch nichts half. Und im Laufe der Zeit wurden auch sie Opfer dieser Unbekannten, was mich natürlich nicht gerade aufbaute.
Im Jahre 1594 wanderte ich nach Italien aus. Ich bemerkte, dass ich ziemlich gut zeichnen konnte und bemühte mich um eine dementsprechende Lehrstelle. Diese erhielt ich beim Franzosen Santiego. Er fristete sein Dasein in einem großen, düsteren aber dennoch schönem Haus am Rande der Stadt Florenz. Seine Präzision beim Zeichnen von abstrakten Gegenständen war verblüffend. Die Figuren „lebten“ förmlich auf seiner Leinwand und die Lebewesen drangen mit ihren mysteriösen Blicken in eines jeden Herzen, als würden sie die Gedanken des Betrachters lesen. Mir erschien es nicht natürlich, das ein Sterblicher derart zeichnen konnte. Er lehrte mich das Zeichnen, als ob ich sein Gefährte gewesen wäre. Durch ihn lernte ich, Menschen zu schätzen. Ich gewann meine Lebensfreude und meinen Optimismus zurück. Ich lernte lieben.
Nur eins machte mir zu schaffen: Jede Nacht verschwand Santiego auf mysteriöse Weise aus unserem Zimmer und kehrte erst nach ein paar Stunden zurück. Tagsüber verweilte er in seinem Kellergewölbe, wo er, wie ich dachte, an neuen Bildern arbeitete. Dies war etwas, was er mir vorenthalten hatte. Nie habe ich ihn persönlich beim Malen gesehen. Erst als ich mit 18 Jahren von der Pest befallen wurde, offenbarte er mir seine wahre Natur.
„Hör zu, mein Junge. Ich bin nicht der, der zu sein ich vorgebe.“
„Ich weiß“, antwortete ich ihm,“ du bist kein Aristokrat aus Paris, sondern ein Bauernsohn, irgendwo aufgewachsen an der Grenze zwischen Frankreich und Italien.“
Mitleid und Verständnis erfüllte sein Gesicht. Angst war der Ausdruck in meine Augen. Er sandte mir Bilder, die ich damals für unaussprechlich hielt.
Ein Mann in der Blütezeit seiner Jahre, kniete vor einem Haufen toter Menschen. Er selbst, total verzweifelt, brüllte in die Nacht hinaus und verfluchte die gesamte Menschheit. Seine Frau, seine drei Geschwister und sein Sohn, lagen aufgeschlitzt am Boden, und eine Blutlache quoll aus ihren toten Körpern.
Das plötzliche Aufspringen des von Schreikrämpfen geplagten jungen Mannes und das darauffolgende hektische Wegrennen versetzte mich in einen erneuten Schock. Santiego ließ nun die Bilder eine kurze Zeit lang ruhen. Darauf folgte, nach einer Atempause, eine erneute Bilderflut.
Derselbe junge Mann, umgeben von seinem großen Himmelbett, lag mit einem Umschlag auf der Stirn krank in seinem Kissen eingehüllt. Ein Windstoss! Die warme Luft des schwülen Sommers drückte auf seine Lungen. Er fing an zu zittern, seine Haut wurde bleich und kurz bevor der letzte Lebenshauch aus ihm wich, konnte man IHN sehen! Groß und blutrünstig wie ein Wolf. Seine blutverschmierten Zähne blitzten im fahlen Licht der Kerzen auf. Entsetzen in dem totenbleichen Gesicht des Mannes. Die Kreatur schlug seine spitzen Fangzähne in seine Hauptschlagader und ließ den jungen Mann von dem Blut, welches dem Handgelenk der Kreatur entschwand, trinken. Ein Aufschrei! - Der zuvor kranke und hagere Mann war nun gesund und erfreute sich der neu erworbenen Kräfte.
Jetzt konnte ich ihn erkennen, es war mein Lehrmeister und mein Geliebter, der von diesem Ding zu einem Wesen der Dunkelheit verbannt worden war. Übelkeit machte sich in mir breit. Ich lebte und liebte mit einem Vampir!
Kapitel II
Die Verwandlung
Ich war entsetzt über die wahre Natur von Santiego. Warum er sich nicht veränderte, wie er so zeichnen konnte und weshalb er nie mit mir den Tag verbracht hatte, oder warum wir nie zusammen dinierten, dies waren Fragen, auf die ich immer eine Antwort haben wollte und ich sie nun nicht mehr wissen wollte. Er unterbreitete mir ein Angebot.
„Armand, du leidest! Sage mir, wenn es unerträglich ist. Ich werde dich erlösen. In beidseitiger Hinsicht!“
„Wie meinst du das, würdest du mich auch blutrünstig ermorden?“
„Nun hör doch...“
„Nein! Du hörst mir zu. Fünf Jahre lang hast du mich angelogen, mir vorgespielt, du wärst eine geschäftige, „lebende“ Person! Alle, die ich je geliebt habe, sind gewissermaßen tot. Ich sterbe sowieso, nie würde ich es verkraften, wenn du mich tötest!“
„Ich will dich nicht leiden sehen! Ich musste es geheim halten, um deines Lebens willen. Man hätte dich getötet, wenn du es gewusst hättest, von den Anderen!“
Die Anderen! Ich war entsetzt, aber die Logik, die ich in seinen Worten fand, war für mich (irgendwie) einleuchtend. Er liebte mich wirklich und er würde mich für immer und ewig beschützen. Ich hatte die Wahl, entweder ich würde qualvoll und langsam sterben, oder Santiego würde mir einen kurzen, schmerzlosen Tod schenken. Er spürte meinen inneren Kampf. Ich wollte leben, aber ohne Schmerzen, ich wusste, was er machen würde und trotzdem wehrte ich mich mit all meinen noch verbliebenen Kräften, als Santiego seine Zähne in meinen Hals bohrte, das Blut heraus sog und schließlich, bevor der letzte Lebenshauch entweichen konnte, abließ. Er schlitzte sich die Brust auf und drückte meinen Mund an seine klaffende Wunde, wo das heiße, lebensspendende Blut heraus quoll. Übelkeit umfasste im ersten Moment meinen Körper, doch als diese wohlschmeckende Flüssigkeit in meinen Mund floss, spürte ich ein starkes Verlangen nach mehr. Ich klammerte mich krampfhaft an ihn und nahm immer mehr vom Lebenssaft auf. Wie ein Baby, das Hunger hat, hing ich an ihm, er versuchte mich wegzustoßen und brüllte ständig, dass es genug sei. Doch ich konnte nicht aufhören, bis ein plötzlicher Krampf meinen Körper erfasste. Ich wand mich hin und her, ein starker stechender Schmerz jagte durch meine Glieder, bis nach ein paar Sekunden alles aufhörte. Die Schmerzen waren vorüber, ich fühlte mich stark und kerngesund. Santiego lag in einer Ecke und sammelte neue Kräfte.
Ich spürte, dass ich in etwas lag. Ein kurzer Anflug von Übelkeit und Entsetzen machte sich in mir breit. Mein „toter“ Körper schied alle sterblichen Überreste aus. Ich lag in meinen eigenen Exkrementen. Gleichgültigkeit!
Ich wusch mich und Santiego brachte mir frische Kleider. Erst jetzt wurde mir bewusst, was sich verändert hatte. Ich hörte die Menschen unten auf der Strasse „denken“. Ich roch das Blut aus dem Gefängnis, welches zwei Häuser weiter errichtet wurde. Und ich sah alles in einem anderen Licht. Die Gegenstände in unserem Schlafzimmer schienen zu leben, sie taten es aber nicht.
Ich widmete mich nun einem ganz anderen Gefühl. Mich erfüllte das Verlangen nach dem hübschen Dienstmädchen, welche gerade draußen im Flur den Boden fegte. Ich sprang von meinem Bett auf und spürte meine enormen Kräfte, stampfte hinaus und befahl dem Mädchen zu kommen. Ich spürte ihre Verlegenheit, da ich noch nicht meine Hose an hatte. Ich empfand nicht das geringste Verlangen nach ihren wohlgeformten Körper, wie es sonst bei mir bei Frauen der Fall war. Ich sah nicht die Erregung die sie erfüllte und ihre Brüste anschwellen ließ, nur das pulsierende Blut!
Ich umfing sie mit meinen Armen und drückte meine messerscharfen Zähne in ihre Schulter. Sie schrie vor Erregung auf, denn sie ahnte nicht was mit ihr geschah. Erst als ich von ihr abließ und sie ihr blutgetränktes Kleid sah, erkannte sie in welchen Klauen sie sich befand. Ich fiel über sie her wie ein hungriger Wolf. Kurze Zeit später war sie nur noch eine sterbliche Hülle entrissen ihres Blutes. Ich fühlte mich wie neugeboren. Strotzte nur so vor Kraft.
Santiego wies mich in das Leben der Unsterblichen ein. Ich lebte um zu töten, nahm Menschen ihr Leben um meines zu erhalten. Nichts, außer die Sonne, Feuer und die Verstümmelung meines Körpers könnte mich töten. Ich würde für alle Ewigkeiten jung bleiben und könnte nie Kinder im sterblichen Sinne zeugen. Ich kann Gedanken lesen und stumm Befehle erteilen. Das übliche Gerede über Knoblauch, Weihwasser, Kruzifixen, Pflock durchs Herz und die Behauptung wir würden auf Friedhöfen leben, waren bzw. sind noch Hirngespinste der Sterblichen. Was das „Fliegen“ an belangt, so konnten nur wenige Untote diese Fähigkeit nach einer mindestens 200-jährigen Existenz erlangen. Ich dürfte nie ein Kind oder ein Tier die Gabe der Finsternis geben. In dem Falle das es geschehen sollte, dann würde ich von stärkeren, älteren Vampiren stets verfolgt und irgendwann getötet werden. Je älter desto stärker wurde man, es sei denn man bekommt Blut eines sehr alten Vampirs zugeflößt, dann konnte man schon im jungen Alter verhältnismäßig viel Kraft besitzen. Manche konnten Kraft ihrer Gedanken Gegenstände bewegen, oder Dinge in Flammen aufgehen lassen.
All dies versetzte mich in tiefste Erregung. In meinem sterblichen Leben war ich ein Nichts was nichts konnte, jetzt aber bin ein Wesen von allen gefürchtet und verachtet, dabei aber immer noch stark, schön, jung und mächtig. Mich überfiel eine Welle von starkem Egoismus und Selbstgefälligkeit. In den ersten Jahren kannte ich das Gefühl von Reue oder Mitleid nicht. Ich ruhte, tötete und reiste mit Santiego quer durch die Welt, eines meiner Lieblingsstädte war und ist (natürlich) Paris!
Kapitel III
Der Reisende
1628 kamen wir zurück in die „Alte Welt“.
Wir waren 29 Jahre unterwegs und haben alles in der Neuen Welt gesehen. Santiego war erschöpft von der langen Reise und wollte nur noch in sein Haus und in seinen Sarg. Wir kamen an einem kalten, nassen Abend am Hafen in Nantes an. Santiego wollte gleich in Richtung „Heimat“ weiterreisen, doch ich entschied mich meinem Jugendtraum endlich zu folgen: Paris!
Ich fuhr mit der Kutsche etwa zwei Tage zur Hauptstadt Frankreichs, in die Stadt des Königs Ludwig den XIII. Sitz des Kardinals Richelieu. Ich zog an der Loire entlang bis Orleans und dann nach Norden bis Paris. Dort angekommen nahm ich mir ein Hotelzimmer in der Rue de Rivolie. Mein nächstes Ziel war Notre Dame; die riesige Kathedrale war überwältigend und es waren auch genug „Leckerbissen“ vorhanden in den kleinen Einbuchtungen des gewaltigen Gebäudes.
Und plötzlich spürte ich es, ich wusste nicht was es war, doch es kam mir vertraut vor! Ich folgte meinem Gefühl und erblickte IHN! Er war von großer Statur und hatte lange goldblonde Haare, lange Wimpern und traumhafte grüne Augen. Und wieder spürte ich dieses etwas, das Gefühl jemanden zu treffen mit dem man in gewisser Weise verbunden ist. Ich sollte später herausfinden, das diese Empfindung immer dann Auftritt, wenn ein Unsterblicher in der Nähe ist. So etwas wie ein Frühwarnsystem. Ich war verunsichert, ist er mir nun gut gesonnen, oder sollte ich mich vor ihm hüten. Nach all den vergangenen Jahren stand ich jetzt allein da und hatte nicht mehr die Hilfe von Santiego, 'Mon Dieu, wäre er doch bei mir und würde mir beistehen!' Bevor ich überhaupt in der Lage war zu reagieren, kam dieser unwiderstehliche Kerl schon auf mich zu und umarmte mich! Völlig gebannt und geschockt stand ich nun vor ihm und wusste nicht wie ich handeln sollte, jedoch trat nun ein anderes Phänomen auf. Ich sah wieder Bilder, solche von der Natur, die ich auch bei Santiego gesehen habe, nur das diese hier von Pierre kamen!
Den restlichen Abend verbrachten wir damit, uns kennen zulernen, wir saßen in einem kleinen Cafe´ mit Blick auf die Kathedrale von Notre Dame. Wir redeten nicht, sahen uns nur an, bewegten uns auch nicht im geringsten, aber in unseren Köpfen ging es heiß her. Schnell lernte ich durch nonverbale Art mit ihm zu kommunizieren, ich erfuhr auch, da mich es verwunderte, dies nicht mit Santiego tun zu können, das dies nur mit anderen Vampiren funktioniert und nicht mit dem "Vater"!
Vom ersten Moment an waren wir unzertrennlich, wir gingen gemeinsam auf die Jagd, raubten unsere Opfer aus und lagerten unsere Beute in meinem Hotelzimmer.
Nach fünf Jahren hatten wir soviel Gold erbeutet, dass wir es uns leisten konnten eine prächtige Villa am Stadtrand zu erwerben.
Dies war nun der Beginn einer neuen aufregenden Zeit für mich, voller Sorglosigkeit und intensiver Leidenschaft! Unser größter Spaß war es, regelmäßig prunkvolle Parties zu geben und dabei immer ein paar der einflussreichsten Herrschaften von Paris und Umgebung zu empfangen. Sie schmeckten so unheimlich süß und verdorben in ihren Charakteren. Zuerst haben wir immer den Anschein gewahrt, als gäbe es nur einen bestimmten gesellschaftlichen Anlass, das dieses Zusammenkommen rechtfertigte. Doch ab dem Moment, wo die werten Herrschaften sich mit ihrem Alkoholkonsum weit über ihrer Grenze befanden, fing für uns der Spaß erst an.
Wir bahrten einen nach dem anderen auf den Tischen auf und schnitten ihre Halsschlagadern ein wenig auf, dann das gleiche mit ihren Hauptschlagadern am Handgelenk. Sie verbluteten langsam unter Schmerzensschreien. Wir hatten damals ein ausgeklügeltes System entwickelt, um all das Blut zu sammeln. Die Tische standen schon an ihren festen Positionen und dort, wo das Blut hinunterlief, hatten wir eine Art Röhrensystem, das alle Tische miteinander verband und dann an unserem Tisch mit einer Art Pumpensystem in unsere Gläser gedrückt wurde. Wir tranken uns jedes Mal satt und wenn wir noch genug heißes Blut übrig hatten, dann schlossen wir eine Brause an unser System. Wir zogen uns dann aus und tanzten unter einem Blutregen, liebkosten uns in unserem Rausch und küssten uns das ganze Blut zärtlich von unseren unsterblichen Körpern. Es war eine Zeit in der ich von Glück, Liebe, Leidenschaft und Erotik verschlungen wurde. Ich war geblendet von all diesen Dingen und sie ließen mich all das vergessen, was ich von Santiego gelernt hatte.
Irgendwann einmal kam Pierre auf einen ziemlich ungewöhnlichen Gedanken, der mich im ersten Moment abschreckte, jedoch war ich zu neugierig, was passieren könnte, dass ich mich Hals über Kopf in diese fixe Idee vernarrt habe! Seine Idee war es auszuprobieren, was geschieht, wenn Vampire untereinander ihr Blut austauschen würden! Würden sie daran zugrunde gehen, die Fähigkeit der nonverbalen Kommunikation verlieren oder würden sie ihre allgemeinen Kräfte verstärken können? Aus purer Neugier und Langeweile vom Alltag versuchten wir es an einem ruhigen und bedeutungslosen Abend im Dezember... und was dabei herauskam war mehr als nur überwältigend. Nun ja, wir verloren tatsächlich die Fähigkeit uns telepathisch zu verständigen, doch unsere verschiedenen Kräfte vereinten sich, so war und wusste ein jeder den anderen. Aber die Hauptsache war das Gefühl an sich, wenn wir beide uns leidenschaftlich in den Hals bissen und dann das Blut des jeweils anderen in unseren Adern strömte. Es war wie eine Sucht, wir vergaßen die gesamte Welt um uns herum. Wir feierten keine Blutparties mehr, sondern verschlangen jede Nacht die Säfte des anderen, immer und immer wieder!
Doch irgendwann dürstete es uns wieder nach frischem Blut, man kann halt nicht davon leben, sich nur gegenseitig auszusaugen. Das war ein Problem, denn in dem Moment, wo Pierre wieder frisches pulsierendes Blut in seinen Adern spürte war es auch schon vorbei mit unseren leidenschaftlichen Extasen. Er entdeckte seine Vorliebe für das Morden wieder neu und es ging wieder von vorne los, all die Parties und das viele Töten! Ich hatte es satt, ständig in Gesellschaft zu sein, die nur Appetit hatte, ich sehnte mich nach der Ruhe und der Zärtlichkeit. Den Jahreswechsel verbrachte ich noch mit Pierre, in der Hoffnung, er würde sich bis dahin etwas sänftigen, doch die Sylvesterfeier war für ihn das absolute Festmahl, er schlachtete sie alle dahin und mir wurde so schlecht, dass ich kurz vor dem Erbrechen stand. Er war mir in den letzten Jahren einfach zu blutrünstig geworden und kein Sterblicher war vor ihm sicher!
Ich fasste meinen entgültigen Entschluss gleich nach dem ersten Mitternachtsschlag der Glocken von Notre Dame, die man sogar bis zu unserem Haus vernahm.
Kapitel IV
Die Trennung
Pierre bemerkte gar nicht, dass ich ihn verließ. Er war so damit beschäftigt sich in seinem Blutrausch zu suhlen, das ich ohne großartiges Lamentieren die Villa verlassen konnte. Ich machte mich auf dem schnellsten Wege zu Santiego. Ich hoffte zutiefst er würde immer noch in dem Haus in Florenz verweilen. Jedoch verlief die Heimkehr nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Die Sylvesternacht verlief noch ruhig, doch in der Neujahrsnacht bemerkte ich, dass meine Kutsche verfolgt wurde. Ca. 3 Km hinter mir näherte sich eine weitere Kutsche in einem rasanten Tempo. Ich veranlasste meinen Kutscher die Geschwindigkeit zu erhöhen. Sie kam trotzdem immer näher; Ich erkannte einen Vierspänner. Kein Wunder, das sie schneller war, da konnte ich mit meinem Zweispänner natürlich nicht ankommen. Ich ahnte schon wer da kommt, meine Sinne schlugen Alarm.
'Merde! Pierre folgte mir, wenn er Santiego sieht, gibt es ein Blutbad; wenn er mich vorher erreicht, so wird er mich gewaltsam in seiner Gesellschaft halten und ich würde meinen Lehrmeister und -vater nie wieder sehen.'
Ich wurde wütend, 'was erlaubt sich dieser Kerl? Warum muss er mir das "Leben" zur Hölle machen? Mon Dieu, könnt ich doch fliegen und ihn hinter mir lassen! '
Plötzlich ein Stoss an meinem Kopf, 'Au! Was war da.... ?' , Ich konnte es nicht fassen, ich schwebte an der Decke meiner Kutsche, 'Nein, das kann nicht sein, ich bin doch erst seit 47 Jahren ein Unsterblicher und doch, ich berühre nicht mehr denn Boden. '
„Alles in Ordnung, Monsieur?“
„Ja, ja! Fahren sie weiter, aber schnell, ich habe es eilig“, das konnte ich noch heraus stammeln, als sich mein Kutscher vorne vom Kutschbock aus nach mir erkundigte.
Aufgrund dieser verwirrenden Tatsache zitterte ich, 'kann es sein..., durch Santiegos altem Blut und dem von Pierre ...., wie alt war Pierre eigentlich?, Ich habe ihn nie danach gefragt, ist es tatsächlich möglich..., ich kann’s, ich kann tatsächlich fliegen, haha, was für eine glückliche Fügung des Schicksals. '
In all meiner Euphorie vergaß ich meinen Verfolger vollkommenst. Erst als ich das erschöpfte Wiehern der Pferde hinter mir vernahm, kam ich wieder zu mir.
Flucht!
' Das ist es! Die Türen der Kutsche aufstoßen und weg.... fliegen. Könnte ich denn schon gezielt fliegen? Würde es überhaupt was nützen? Was wenn Pierre diese Gabe auch besaß, würde ich schneller als er sein? Außerdem haben wir es zwei Stunden vor Sonnenaufgang. In der Zeit kann ich nicht vor ihm flüchten und gleichzeitig einen geeigneten Unterschlupf für den Tag finden. Würde er es wagen mich jetzt noch anzugreifen? Egal! Ich muss weg. '
Wie in Trance Stoß ich die Tür der Kutsche auf und schrie, 'los flieg zu Santiego nach Florenz!', Und tatsächlich erhob ich mich abermals in die Lüfte und sauste mit der kalten Januarsluft in meinem Gesicht gen Italien. Ich sah nicht zurück, ich wusste nicht ob er mir folgte.
Nach ca. einer Stunde sah ich wie langsam die Dämmerung anbrach und ich merkte wie meine Kräfte schwanden. Um mich blickend erspähte ich eine alte Dorfkirche; in der Hoffnung jene hat eine Grabkammer unter dem Altar, begab ich mich schleunigst dorthin hinab und ich hatte Glück. Eine alte längst vergessene und ausgeplünderte Steinkammer, ich müsste nur noch die alte Steinplatte über ihre Öffnung ziehen und ich wäre sicher vor der zerstörerisch, brennenden und doch so schönen Sonne.
Schon ganz in Vorfreude auf die nun folgenden Stunden der absoluten Ruhe, ließ ich mich auf dem kalten Fußboden nieder und wickelte mir den Umhang fest um meinen Körper.
' Jetzt gleich hab ich zumindest für den Tag meine Ruhe und niem... . Was war das? Nein, das kann nicht sein... .' , doch da überkam mich der unweigerlich eintreffende Vampirschlaf. ' Zumindest kann mir Pierre während des Tages nichts antun, er ist ja genauso hilflos wie ich selbst.'
Was ich damals gehört hatte, waren die Huftritte eines Vierspänners, was mich natürlich schockte. Das Pierre fähig war, selbst bei meiner Geschwindigkeit, mir zu folgen, kam mir unwirklich vor. Schließlich bin ich doch geflogen, oder etwa nicht?
Sofort beim Einsetzen der Dämmerung erwachte ich, jedoch, als ich die Steindecke ein wenig beiseite schob, sah ich noch zuviel Licht und wartete noch ab. Anscheinend wartete ich zu lang, denn kurz darauf stand Pierre vor mir mit seinem verführerisch aber tödlichen Blick und einem hämischen Grinsen in seinem Gesicht.
"Na! Ich bin beeindruckt, wusste ja gar nicht, dass du fliegen kannst. Musste mich tatsächlich anstrengen um dir zu folgen."
Er kicherte leise vor sich hin und ich wusste nicht was ich machen sollte. Ein wenig irritiert überlegte ich, ob ich mich nun vor ihm hüten musste. Doch er beantwortete meine ungestellte Frage prompt.
"So schweigsam? - Erst sich aus dem Staub machen und nun keine Reaktion?", Er machte ein paar Schritte auf mich zu, "ich dachte du würdest versuchen mich zu töten, oder zumindest einen Fluchtversuch starten. Schade! So ist es ein wenig langweilig und zu einfach... ."
"Was!? Mich stattdessen umzubringen? Was bringt es dir, allein bist du danach immer noch, also kannst du mich auch gehen lassen. Menschen gibt es auch so weiterhin. Du brauchst mich nicht dafür!"
"Hör ich da etwa Eifersucht bei dir? Hat es dich tatsächlich gestört, dass ich mich in letzter Zeit häufiger an Sterblichen gelabt habe?"
"Nein, aber ich bin nicht so wie du. Ich habe es gerne ruhiger, beschaulicher und bei weitem nicht so blutig. Wir passen nicht mehr zusammen. Such dir einen anderen Gefährten, ich will zurück zu meinem Vater und Meister!"
"Aha, und du denkst tatsächlich ich lasse dich einfach so gehen?"
Er schenkte mir sein fieses Jagdgesicht, das er immer aufzulegen tat, wenn er seinen Opfern gegenüberstand, und ließ seine spitzen Fänge durch seine Lippen blitzen.
"Glaubst du wirklich, ich erlaube dir mich wegen so einem alten Wirrkopf zu verlassen? Eines möchte ich klarstellen, Armand, wenn ich dich nicht haben kann, dann soll es niemand. ... . Ich ...ich liebe dich und ..." !
"Und was? - Wenn du mich tatsächlich liebst, dann würdest du nicht immer nur an dich denken. Hast du einmal daran gedacht, was ich möchte, oder das ich vielleicht auch glücklich sein möchte? Wenn du mich so liebst, dann würdest du alles dafür tun, dass ich glücklich bin.. Ich soll dir das abnehmen, du willst mich lieben? Ha, du hast doch nur Angst wieder allein zu sein. Was meinst du denn, warum ich klam und heimlich abgehauen bin?"
"Ich und Angst, pah, ich habe vor nichts Angst!"
Plötzlich sprang es los, hob sich 2 Meter über den Boden und schoss auf mich zu, "Du erbärmlicher Junge, wagst es mich zu demütigen!" Gerade noch rechtzeitig erhob ich mich bis knapp unter die Decke der Kirche, er schoss geradeaus weiter, stoppte dann und blinzelte wütend zu mir auf.
Die Stunde war nun gekommen, ich musste mich ihm stellen. Ich wollte dem aus dem Weg gehen, doch nun war es zu spät. Tiefer, grollender Hass ließ ihn blutrünstiger werden als je bei einem unserer Gelagen. Abwarten brachte nichts, wenn ich ihm jedes Mal nur auswich, würde es sich für Stunden hinausziehen. So kam ich zu dem Schluss, ich müsste nun direkt Angreifen. Leider war das wohl ebenso Pierres Schlussfolgerung. Und so flogen wir beide aufeinander zu, ich versuchte ihn zu beißen um ihn so seines Blutes zu berauben, da ich sonst keine Waffen hatte und er zog plötzlich seinen kleinen perlmuttverzierten Dolch. Vollkommen irr fuchtelte er damit rum und ich sah keine Möglichkeit, wie ich an ihn rankommen sollte, bis ich eine alte Eisenkette des ehemaligen Kerzenkronleuchters erblickte. Im Bruchteil einer Sekunde stob ich darauf zu, eignete sie mir an und bereitete mich vor, sie um den Hals meines ehemals so geliebten Pierre zu werfen. Ihm blieb das natürlich nicht unbemerkt, nahm aber nicht wirklich an, dass ich damit was ausrichten könnte. Er lachte kurz auf und warf dabei seinen Kopf nach hinten. Das war meine Chance. Ich schwang die Kette wie ein Lasso und traf tatsächlich! Sofort zog ich sie zu und Pierre total überrascht, blickte noch irrer umher. Schnell näherte ich mich ihm von hinten und zog dabei die Kette immer fester. Er rang nach "Atem" und ließ schließlich den Dolch fallen um sich mit den Fingern der Kette zu entledigen. Doch zu spät, ich hatte ihn, meine Arme fest um ihn geschlungen presste ich ihn an mich. Ich roch sein übernatürliches Blut und spürte seine Stärke.
Wieder in alte Gewohnheiten zurückfallend, genoss ich diese Situation und zwar so sehr, dass sogar mein Organ vor Erregung anschwoll. Pierre bemerkte dies natürlich und auch er schien es anregend zu finden, denn plötzlich nahm er eine Hand von seinem Hals und eine von meinen und schob sie in seinen Schritt, wo auch nun sein Organ anfing sich aufzurichten. Ich begann fordernd an seinem Hals zu saugen und schlug dann blitzschnell und hart meine Fänge hinein. Er zuckte zusammen, schien aber mein Saugen zu genießen. Er begann mit meiner Hand in der seinen sein Organ zu massieren und mir wurde schwindelig vor Erregung. Immer weiter saugte ich ihn aus und immer weiter rieb er sein mächtiges Organ in meiner Hand. Immer wilder sog ich an ihm und presste meine Hüfte gegen sein Hinterteil. Die zweite seiner Hände löste sich nun von der Kette und griff brutal nach hinten, sie riss mir die Hose entzwei und dann zerriss Pierre sich seine ebenso. Das war ein großer Fehler.
Bis eben schwebten wir noch in der Luft, doch nun war Pierre so vernebelt vor Erregung und Blutverlust, das er sich nicht mehr oben halten konnte. Und ich? Ja, ich... Ich war zwar auch erregt, aber der Hass zu ihm wurde nicht weniger.
Wir klatschten auf den kalten Steinboden, er mit Gesicht nach unten, ich über ihm. Ich ließ kurz von seinem Hals ab um, wie von ihm gefordert, mein steinhartes Organ in ihn zu stoßen. Er schrie kurz auf und ich setzte ihn mit harten Stößen zu, verbiss mich wieder in seinem Hals und holte das letzte bisschen "Leben“ aus ihm raus.
Ein letztes mal versenkte ich mein Teil bis zum Anschlag und riss ihm versehentlich den Hals komplett auf als ich im kompletten Blutrausch final aufstöhnte.
Ich stand auf, versuchte die Überreste meiner Hose festzubinden und warf dann den leblosen Körper Pierres in die Gruft in der ich geschlafen hatte.
Erst drei Stunden später, ich war wieder auf dem Weg zu Santiego und hatte Pierres Kutsche mitgenommen, fiel mir auf, wie einfach ich doch Pierre erledigt hatte. War er doch viel schwächer als ich vermutet hatte, oder war er einfach nur irr und bemerkte in seiner Erregung versunken sein Sterben nicht? Ich begriff es nicht, aber vom Prinzip her, war es mir egal. Ich konzentrierte mein Denken nun nur auf die Vorfreude Santiego wiederzusehen. Und die Vorstellung ihn wieder bei mir zu haben beflügelte mich und nach langer Zeit, im sterblichen Sinne, fühlte ich mich wieder glücklich.